Queen & Adam Lambert - Hamburg



February 5th, 2015 - Hamburg O2 World

Königliche Rock-Rentner und Pop-Prinz bitten zur Audienz
Queen und Adam Lambert machen Station in Hamburg - Pomp und Prunk sind zurück

Hamburg. Der König ist tot, lange lebe die Königin: Auch 24 Jahre nach dem Ableben ihres charismatischen Frontmans Freddie Mercury touren die verbliebenen Queen-Musiker Brian May und Roger Taylor unermüdlich durch die Lande und bewahren so das königlich-musikalische Erbe. Jetzt machten sie im Rahmen ihrer Europa-Tournee in der Hamburger O2-World Station. Die königliche Audienz vor nahezu ausverkauftem Haus geriet zu einem rauschenden Fest für Nostalgiker wie Novizen.
Keine Frage, sie sind in die Jahre gekommen - aber die Zusammenarbeit mit dem gerade mal halb so alten Gastsänger Adam Lambert scheint den »Rock Royalties« gut zu tun: Gitarrist Brian May, die Lockenpracht mittlerweile ergraut, lässt die Finger übers Griffbrett seiner »Red Special« sausen und schüttelt die Soli scheinbar mühelos aus dem Ärmel. Drummer Roger Taylor - mit Weihnachtswichtelbart - ackert wie ein Zug-Gaul und hämmert unermüdlich auf die Felle seines Kits. Lambert mimt derweil die Rampensau und erobert mit Stimme, aber auch mit Charisma und Charme die Herzen im Publikum. Davon war im Vorfeld nicht unbedingt auszugehen, denn der Frisch­ling aus dem Pop-Lager sorgt in Fan-Kreisen schon seit Monaten für Zunder in den Diskussionen. »Wenn Brian May in den Himmel kommt, wird ihm Freddie Mercury erst einmal ordentlich die Fresse polieren«, schrieb neulich ein Musikjournalist.
Doch das Live-Konzept mit Lambert geht auf: Während die Shows mit Gastsänger Paul Rodgers (Free, Bad Company) vor einigen Jahren noch eher bodenständig und unprätentiös daherkamen, wird mit Lambert wieder viel Pomp und Prunk zelebriert. Die effektvolle Bühnenshow zieht von Anfang an in den Bann. Laser, Spotlights, Rauch und Rampen - hier wird geklotzt und nicht gekleckert, wie weiland zu den besten Live-Zeiten der Band. Der junge Sangesmann fegt wie ein Derwisch über die Bühne. Seine stimmlichen Darbietungen sind gewöhnungsbedürftig, zuweilen »verschnörkelt« Lambert die Songs bis ins Unerträgliche. Auf der anderen Seite ist er aber gerade bei Power-Balladen wie »Who wants to live forever« oder »Somebody to love« goldrichtig besetzt. Und die respektvollen Verneigungen vor Freddie Mercury, der zumindest via Videoleinwand kurzzeitig Auferstehung feiert, machen ihn sympathisch.
Die Setlist lässt kaum Wünsche übrig. Zweieinhalb Stunden geht es durch die großen Hits wie »Radio Ga Ga«, »A Kind of Magic« und Co. Auch alte Klassiker wie »Stone Cold Crazy« und »Seven Seas of Rhye« leben neu auf. Beim Akustik-Set mit dem unvermeidlichen »Love of my life« begrüßt Brian May das Publikum mit einem herzlichen »Moin, moin, Hamburg!« - bevor er ein Erinnerungsfoto schießt. Später lässt er bei einem knapp zehnminütigen Solo noch einmal sein exzellentes Spiel aufleben. Roger Taylor liefert sich stattdessen ein krachendes Drumduell mit Sohnemann Rufus, der die Begleitband verstärkt.
Mit »Bohemian Rhapsody« wird das große Finale eingeläutet. Bei »We will rock you« und »We are the champions« kommen die Massen nochmals in Wallung. Zu den Klängen von »God save the Queen« rollt Hamburg den roten Teppich wieder ein. Vielleicht für immer. Denn ob die alten Monarchen vor der Rock-Rente noch einmal auf Tour gehen, ist wohl eher fraglich.
Kai-Uwe Hanken




Queen Guide